Finissage wegen "lockdown" Brandenburg ausgesetzt
Schau doch mal rein:
vom 26.11.2020 bis 17.12.2020 im KUNSTVEREIN FRANKFURT/ODER
Dienstag/Mittwoch vor Ort
Inna Perkas
Donnerstag/Freitag vor Ort
Christine Geiszler
Christine Geiszler und Inna Perkas sind zwei unterschiedlich arbeitende Künstlerinnen.
Der Zusammenschluss zu einem Projekt beruht u.a. auf der Idee, sich diese Vielfalt zunutze
zu machen und sich gegenseitig Impulse für die künstlerische Arbeit zu geben, die aus dieser
Unterschiedlichkeit heraus entstehen.
Der Projekttitel ARBEITSDIALOGE thematisiert unsere vielfältigen Sichtweisen auf die gemeinsame
künstlerische Arbeit und das Zusammenarbeiten an sich. Das Stipendium und das Projekt ermöglichen uns,
in einen „Arbeitsdialog“ zu treten, uns gegenseitig Anregungen und Feedback zu geben und neben den
individuellen künstlerischen Arbeiten auch die Arbeit an gemeinsamen Werken fortzusetzen.
Die künstlerische Kollaboration gibt uns die Möglichkeit zu erfahren und zu zeigen, dass Menschen
mit unterschiedlichen Arbeits- und Sichtweisen konstruktiv und gegenseitig impulsgebend etwas
zusammen erschaffen können. Dabei werden die diversen präzisen oder unpräzisen Spielarten der
(Nicht-)Kommunikation, die Verständnis bzw. Unverständnis erzeugen, ständig neu ausbalanciert.
Die Herausforderung der Zeit: kollaboratives Arbeiten.
Integration im künstlerischen Kontext des Projekts bedeutet nicht, sich auf einen Stil zu einigen,
sondern jede Position gleichberechtigt nebeneinander stehen zu lassen, die verbindenden Elemente
zu erkennen, Potenziale zu erkennen und gleichzeitig die Unterschiedlichkeit wertzuschätzen.
Tag 10 des Arbeitsdialoges "New Work" Zeichnungen - Plastiken - Textilien von Inna Perkas und
Christine Geiszler in der "Galerie B" des Hauses der Künste. Beide Künstlerinnen arbeiten im
Projekt: "Regenerativverfahren" und versuchen sich wechselseitig Impulse für die künstlerische
Arbeit zu geben. Die Kommunikation funktioniert über das verwendete Material. Unterschiedliche
Positionen werden akzeptiert, aufgenommen und in der eigenen Stilistik beantwortet.
Für eine individuelle Betrachtung lassen sich, die Galerie ist weiterhin
geschlossen, nur individuelle Besuche vereinbaren, über das Telefon: 0151/19545456 oder
E-Mail: i.perkas@web.de
oder zur Not am Fenster klopfen.
Bitte Bilder anklicken, um sie im Originalformat anzuschauen !
Bildmaterial von:
Wandnotizen I und II, response-inna, Inna Perkas Drahtgeflecht und Stoff (2020),
Christine Geiszler o.T. Bleistift auf Papier, 40x50 cm 2020, (Foto E. Tschernow)
Werkstattfotos von Jan Rudow
Finissage wegen "lockdown" Brandenburg am 15.12.2020 ausgesetzt
Arbeitsdialoge hinter verschlossenen Türen.
Seit dem 26. November 2020 arbeiteten Inna Perkas
und Christine Geiszler an ihrer "New Work", an Zeichnungen, Plastiken und Textilien. Unter den
aktuellen Bedingungen konnte der Besucher lediglich einen Blick durch die Fenster der
Galerie B im Haus der Künste
werfen und sich in den hell erleuchteten Räumen an der Wandgestaltung
erfreuen. Aufmerksamkeit erregen, mehr war nicht möglich! Mehr wurde aber möglich! Abgesehen
davon, einzelne Besucher vereinbarten individuelle Rundgänge für sich, aber beide Künstlerinnen
stellten sich - pandemiebedingt- mit ihrer Arbeit auf die besonderen Umstände ein. Künstlerische
Produktivität im Angesicht des Betrachters war ausgeschlossen, aber den eigenen schöpferischen
Prozess zu forcieren, dazu hatten sie sich entschieden. Sie nannten es eine "künstlerische
Kollaboration" sich permanent und gegenseitig mit neuen, anderen, Formen und Ideen
herauszufordern, sich so zu stimulieren. Dabei könnten beide Künstlerinnen unterschiedlicher nicht
sein. Inna Perkas, eine gestaltungsintensive, sich aus-schöpfende Person, die funktional mit sehr
unterschiedlichen Materialien in der Formgebung umgeht. Von Papier bis Pappe, von Wollstoffen
bis zu Drahtarbeiten tauchen bei ihr Installationen und Bildwerke auf. Die Inspiration im Kopf
sucht immer eine geeignete Form für den Ausdruck. Dabei ist die Künstlerkollegin, Christine
Geiszler, im Dialog, der Adressat für Frage und Antwort. Der Reiz des Zusammenwirkens beider
Künstlerinnen entsteht durch die Unterschiede in der Form. Kann man I. Perkas
kunstwissenschaftlich der Konzeptkunst zuordnen (eine widersprüchliche Einordnung) ist C.
Geiszler in einer vollkommen anderen Position in der Galerie B tätig. Sie ist die klassische
Zeichnerin! Wobei der Begriff "klassisch" auch etwas verwirrend ist. Vielleicht würde ein zufälliger
Betrachter den Begriff der Abstraktion setzen. Es handelt sich immer wieder um filigran
ausgearbeitete Bleichstiftzeichnungen in unterschiedlichen Formaten. Es scheint von den Arbeiten
eine Art von Bildmagie auszugehen, eine Imagination im Motiv mit einer großen Verführungskraft.
Man möchte die Bilder beständig drehen, aus verschiedener Perspektive betrachten, die andere
Lichtstimmung auf sich wirken lassen. Das besondere Spannungsverhältnis zwischen Schraffur,
diversen Graustufen und scheinbarer Leere genießen. Letztendlich erweisen sich beide
Künstlerrinnen fähig, dem Betrachter die uralte Frage der (bildenden) Kunst zu stellen: was ist
Schönheit?
Da aus bekannten Gründen Gespräche zur Ausstellung nicht stattfanden ,haben die Galeristen
stellvertretend eigene Fragen formuliert.
An Christine Geiszler
Wie kommen Ihnen die Ideen zu Ihren Zeichnungen?
Wenn ich Innas Arbeiten betrachte, dann schaue ich, was mich an dieser Arbeit anspricht. Ist es z.B.
das Material, die Form oder die Struktur? Die Farbe interessiert mich meistens weniger, weil ich aus
meinem Werk die Farbe ausgeschlossen habe und ich immer mit meinem GRAU antworten würde.
Zunächst räsoniert mit mir das Offensichtliche. Deswegen hinterfrage ich diese Wahrnehmung nach
einiger Zeit noch einmal und horche in mich erneut rein, was mich wirklich interessiert.
Was schätzen Sie an ihrer Künstlerkollegin Inna Perkas?
Inna Perkas und ich sind sehr unterschiedliche Charaktere und Künstlerinnen. Wir sind sehr
gegensätzlich. Das Inspirierende dabei ist, sich selbst mit den fremden Denk- und Arbeitsweisen des
jeweils anderen zu konfrontieren und zu reflektieren, was es für einen selbst bedeutet. Darüber
erfolgt eine Aneignung und Integration neuer Impulse in die eigene Denkwelt.
Welche Art von Stiften benutzen Sie und warum?
Meine künstlerische Arbeit ist überwiegend von der Reduktion geprägt. D.h. ich beschränke mich
auch bei meinen Materialien auf einige wenige. Als Bleistifte benutze ich überwiegend die feinsten
Fallminenbleistifte mit einer weichen Mine oder einen Graphitstift der Stärke 8B.
Sind Ihre Arbeiten spirituell?
Das ist eine schöne Frage. In gewisser Weise ja. Dazu muss man allerdings Spiritualität genauer
definieren. Für mich bedeutet es, dass etwas immateriell, übersinnlich, unkörperlich und wesenlos
ist. Durch meine Arbeit mit gegenstandslosen Flächen und Formen geht es mir tatsächlich um etwas
Unkörperliches und Wesenloses. Es geht nicht um die Abbildung irgendeiner Form von Realität.
Wenn es also nicht um einen "Körper" geht, dann kann es sich nur um etwas Immaterielles und
Übersinnliches handeln. Und dann sprechen wir von Energie. Und da sind wir dann auf einer
unsichtbaren und unfassbaren Ebene. Auf diese subtile Energie kommt es mir drauf an.
Fragen an Inna Perkas
Wie schätzen Sie an ihrer Kollegin, was hat den Dialog so spannend gemacht?
Ich betrachte die Arbeiten von Christine Geiszler sehr intensiv, besonders interessiert mich der
Ausdruck der oberflächlich nicht sichtbar wird, sich erst bei einer genauen, intensiven Betrachtung
erschließt, es ist die besondere Bewegung, das Gegenteil von Monotonie, die scheinbare
Abwesenheit von Farbe wird zu einer bestimmenden, wunderbaren Größe. Mich inspirieren ihre
Zeichnungen ungemein.
Was hat es mit der Zahlenkombination 9 +1 auf sich?
Es ist keine mathematische Größe, der Hintergrund ist ästhetischer Art, ein Künstler ist immer
bestrebt eine Form der Vollkommenheit zu erreichen, ich sehe sie in 9 Formen oder Bildern und
einer Tafel zu Erklärung (Protokoll). Es ist für mich die konsequenteste Form meines
Ausdrucksvermögens.
Was bedeutet "Abstrakt" für Sie?
Im Gegensatz zu anderen Stilrichtungen, die sich vor allem spontanen Eingebungen bedienen, ist in
der konzeptionellen Kunst der Weg das Ziel. Natürlich spielt das Resultat auch eine wichtige Rolle,
ist aber nicht entscheidend. In der konzeptionellen Kunst sind nicht die Proportionen, Formen,
Farben oder Kompositionen wichtig, sondern die Ideen und die Bedeutungen.
Weitere Informationen:
Inna Perkas /
Christine Geiszler
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