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Ausstellung
03.08. - 02.09.2010
Di - Fr 14 -18 Uhr Galerie B, Haus der Künste, Lindenstr.4
Gisela Gräning
Finissage
Donnerstag, 02.09. um 19.30 Uhr
Gisela Gräning aus dem brandenburgischen Eichwalde wurde 1951 in Kiel geboren, studierte in Hamburg Biologie und arbeitete nach der Promotion als Wissenschaftlerin, bevor die Welt der Farben und Strukturen sie immer mehr auchkünstlerisch faszinierte. Seit 1990 stellt sie ihre Gestaltungen aus. Sie zeigteTeppiche aus Eichenkeimlingen, zaubert mit Wolle, webt mit Pappe, setzt japanische Versmaße in Bildern um und hältt Ton-Spuren fest. In der Frankfurter Galerie B beteiligt sie sich an dem langjährigen Ausstellungs- und Werkstattprojekt "Regenerativverfahren", d.h. der Besucher kann ihre Arbeit unmittelbar verfolgen und die Künstlerin befragen. Ihr Thema bei der Werkstattarbeit in der Galerie B heißt "Unter der Oberfläche". Mit Fotografien und Collagen will sie sich mit dem Braunkohlenbergbau in der Lausitz auseinandersetzen.
"Gisela Gräning scheint etwas Unfassbares jenseits von Struktur und Form zu sichern, vielleicht unbewusste Gefühle, Erinnerungen, nicht erzählte Lebensgeschichten oder verlorene Lebensweisen und Sehnsüchte nach Unveränderlichkeit und Vertrautheit. Und möglicherweise weht uns hier ein Anflug von Melancholie beim Betrachten der Composites von Gisela Gräning an, wachgerufen über einen Verlust gemeinsamer Menschheitserinnerungen, die wir nicht mehr mit-einander- teilen. Mitteilen, uns anvertrauen."
"Die Schichtungen in Gisela Gränings Werken können durch transparente Papiere und Farben schützend wirken, einem Schleier des Vergessens gleich, oder Distanz schaffen und Raum für eigene Gedanken und Gefühle. Sie gestaltet auf diese Weise neben einer dritten, räumlichen Dimension eine scheinbar vierte, nicht die der Zeit, wie wir sie aus der Physik kennen, sondern eher eine Dimension der eigenen Rückbesinnung."
Fotos(von Jan Rudow):
Dagmar Filter, Künstlerin, Hamburg
aus der Laudatio, "TON-SPUR", eine künstlerische Archäologie des Ziegels, Galerie Kugelmühle, Museumsziegelei Mildenberg, 2010
"Gisela Gräning hat lange und genau hingesehen. Das Ausloten der Vergangenheit, das Ausloten von Vergänglichem steht im Mittelpunkt ihrer Arbeiten. Sie richtet ihr Okular auf die Zeitspuren an Gebäuden und Gegenständen, zoomt sie heran und bringt sie miteinander ins Gespräch.
Morbide Hauswände, alte Webstühle, stillgelegte Förderbänder, Skizzen von etruskischen Figuren, Wandmalereien in Kirchen, Eisenbahnwaggons, Briefe aus dem Familiennachlass, mikroskopische Bilder von Blutplasma – Gisela Gräning abstrahiert ihre Quellen, um Zeiten, um Gedächtnis zu artikulieren. Sie schafft Zeitkondensat, indem sie die Motive in ihrer Gegenständlichkeit entfremdet."
"Gisela Gräning ist eine aufmerksame Beobachterin. Auf der Suche nach Vergangenem, verinnerlicht sie Prozesse und macht deren Spuren sichtbar. Besonders deutlich wird dies auch in der Serie mit dem alten Telefon, dass sie in einem verlassenen Tagebau der Lausitz gefunden hat."
Heidrun Voigt
aus der Laudatio, "Mikroskopierte Vergangenheit", Charité, Berlin
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